Persönliche Anfeindungen, bösartige Kommentare, Hetze und Missgunst – seit vielen Jahren ist Hass in den sozialen Netzwerken ein Problem. Eine aktuelle Studie zeigt, dass gezielte Gegenrede hilft, aggressive Personen in die Schranken zu weisen.
NEO MAGAZIN ROYALE
Facebook, Twitter, YouTube, Instagram – es gibt kaum ein soziales Netzwerk, in dem es keine Anfeindungen und Beleidigungen gibt. Ein Gegenmittel fehlt bisher. Die Aktivitäten der Plattformbetreiber sind eher Makulatur. Immer wieder kapern rechte Hetzer Diskussionen und fluten das Netz mit Hass und Häme. Initiativen, wie die des Microbloggingdienstes Twitter, Falschmeldungen zu kennzeichnen, sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Auch das gezielte Sperren von Accounts (Deplatforming) nützt eher punktuell.
Doch gezielte, mäßigende Gegenrede hilft, Hass und Hetze einzudämmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von ForscherInnen des Santa Fe Instituts. Grundlage für die Erkennung von Hass und Gegenrede waren deutschsprachige Tweets aus den Netzwerken der rechten Trollarmee Reconquista Germanica sowie der von Fernsehmoderator Jan Böhmermann gegründeten Initiative Reconquista Internet.
Schon nach wenigen Wochen hatten sich bei Reconquista Internet mehr als 60.000 Mitglieder zusammengetan. Sie wiesen auf Hass-Postings hin und unterstützten Betroffene, indem sie ihnen öffentlich beisprangen. „Laute Gegenrede, Deplatforming in Kooperation mit den sozialen Netzwerken und die Zusammenarbeit mit Staatsanwaltschaft, Polizei und anderen zuständigen Behörden funktionieren“, sagt Jan Böhmermann, der mittlerweile Schirmherr bei Reconquista Internet ist. „Die Studie belegt erstmals empirisch, was wir mit ‚Reconquista Internet‘ praktisch erfahren haben: Wer organisierten Hass, rassistische Hetze oder die cleveren Diskursverschiebungskampagnen rechtsextremistischer Netzwerke im Internet erfolgreich bekämpfen will, muss wissen, wie diese verdeckten Manipulationsnetzwerke arbeiten, sie analysieren und gegen sie aktiv werden“, so Böhmermann zu netzpolitik.org.