„Google weiss mehr über mich, als ich selbst“. Dank des Google Dashboards können NutzerInnen ein wenig ihrer Datenhoheit zurückgewinnen. Guido Brombach vom DGB Bildungswerk BUND zeigt, wie man diese Daten einsehen und löschen kann.
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Dashboard ist die englische Bezeichnung für das Armaturenbrett, so wie wir es zum Beispiel aus dem Auto kennen. Es ist in der Informationstechnik eine Oberfläche, auf der Informationen übersichtlich dargestellt werden. Um Transparent zu erscheinen bieten größere Internetplattformen solche Dashboards für ihre Nutzenden an.
Google ist eine der Plattformen, die sehr umfänglich die Nutzendendaten aufbereitet und Raum gibt, das eigene Surfverhalten zu analysieren. Gleichzeitig gibt das Dashboard von Google einen Einblick in den Maschinenraum der größten Suchmaschine der Welt, die schon lange nicht mehr nur sucht, sondern sich in viele weitere Lebensbereiche auch jenseits des Computers eingeschlichen hat.
Das Dashboard von Google setzt einen Google Account voraus. Häufig weiß man gar nicht, dass man schon lange im Besitz eines Google Accounts ist, weil Google sich nicht immer Google nennt. Wer zum Beispiel ein Android Smartphone besitzt, nutzt Google und wird zu einem Login gezwungen, um das Smartphone nutzen zu können.
Zu Beginn der Reise, zu den im Internet hinterlassenen Daten, muß man sich unter https://myaccount.google.com/ einloggen. Anschließend findet man in der linken Navigationsspalte den Menüpunkt Daten und Personalisierung. Unter den Aktivitätseinstellungen können die Aktivitäten, die von Google aufgezeichnet werden eingerichtet werden. Aus früheren Zeiten kann es sein, dass hier noch alle Datentransfers von Google eingeschaltet sind. Nach der, im letzten Mai in Kraft tretenden DSGVO, sollten die Nutzenden gefragt werden. Ansonsten bleibt die Datenübertragung auf die Google Server ausgeschaltet.
Hinter den Web- und App-Aktivitäten verbirgt sich unter anderem das Suchprotokoll der letzten Jahrzehnte, wenn es nicht zu einem früheren Zeitpunkt ausgeschaltet wurde. Google ist durch das Android Betriebssystem auf dem Handy in der Lange, auch geräteübergreifend die Suchhistorie aufzubereiten. Im Dashboard hat man die Möglichkeit, Fragen an sich selbst zu stellen. „Was habe ich am 13.4.2016 am Nachmittag gesucht?“ Wenn man durch die Suchanfragen der letzten Monate stöbert, wird man feststellen, von welchen Krankheiten man selbst geplagt war, welche Urlaubsziele es nicht in die engere Wahl geschafft haben und wie kritisch das eigene Mediennutzungsverhalten wirklich ist.
Der Suchverlauf ist ein sehr privater Blick hinter die privaten Kulissen und es wird sehr schnell klar, dass Alle etwas zu verbergen haben, oder zumindest verschiedene Facetten einer Persönlichkeit zeigen, die in unterschiedlichen Umfeldern gelebt werden, aber sich nur selten über alle Lebensbereiche hinweg vereinen.
Noch persönlicher ist der Standortverlauf. Auch hier spielt das auf mobilen Geräten meistverbreitetste Betriebssystem Android dem Datengiganten in die Hände. Ist der Standortverlauf eingeschaltet, kann minutengenau nachvollzogen werden, wann man sich zu welcher Zeit wo aufgehalten hat. Hieraus lassen sich Bewegungsgeschwindigkeiten mit dem Auto oder Fahrrad zurückrechnen, aber auch, in welchen Geschäften sich die Zielperson wie lange aufgehalten hat. Wohn- und Arbeitsort lassen sich ebenso mit hoher Wahrscheinlichkeit berechnen, wie der Freundeskreis, aber auch die politische Gesinnung. Mitglied einer Partei, eines Bürgerrechts- oder Sportvereins, Googles Standortaufzeichnung wird aufgrund der Häufigkeit und Dauer eines besuchten Ortes entsprechende Vermutungen anstellen.
Der Youtube Such- und Wiedergabeverlauf wird im Dashboard gesondert ausgegeben, weil Google mit YouTube im Besitz der größten Videoplattform der Welt ist. Auch diese Daten wollen selten öffentlich verbreitet werden, sondern gehören in den Bereich der Privatsphäre, weil hier Interessen offenbar werden, die selten mit der Öffentlichkeit geteilt werden wollen.
Auf der einen Seite ist das Dashboard eine großartige Daten-Transparenzoffensive und hilft den Nutzenden einen Einblick in das Wissen zu erlangen, dass Google über sie hat. Auf der anderen Seite verschweigt das Dashboard, dass Google die Daten nicht isoliert voneinander auswertet, wie es im Dashboard präsentiert wird. Google korreliert seine Datenbestände. Sowohl über Nutzende hinweg, als auch auf den einzelnen Nutzenden bezogen, um so weitergehende Fragen, die aus dem Standort alleine nicht hervorgehen zu beantworten. Die Verbindung von Suchverlauf und Standortverlauf würde zum Beispiel auch zeigen, was Nutzende während des Autofahrens suchen und vor allem, dass sie während des Autofahrens suchen.
Empfehlenswerte Einstellungen für das Datensammeln in Google-Diensten sind schwer zu geben. Häufig urteilt man über die eigene Privatsphäre auch anders als über die anderer Mitmenschen. Eltern wünschen sich beispielsweise häufig einen differenzierten Einblick in die Nutzung der Gerätenutzung ihrer Kinder zu erhalten. Auch bei der Durchsicht der eigenen Daten fühlen sich viele Nutzende an der Durchblättern eines längst vergessenen Familienalbums erinnert. Welche der Google-Dienste keine Daten über uns erheben sollten, muss also der Einzelne entscheiden.
Ob allerdings die Abschaltung der Anzeige der Daten im Dashboard ein sinnvolles Mittel ist, um zu verhindern, dass Google zu tiefe Einblicke in die Privatsphäre bekommt, ist zu bezweifeln. Wer sicher sein will dass Google seine neugierigen Bots nicht zur Spionage nutzt, wird sich über kurz oder lang von allen Google Diensten befreien müssen. Das heißt auch, ein alternatives Betriebssystem zu Android zu installieren. Damit wird schon deutlich, dass ein Entzug für die meisten Nutzenden in unerreichbare Ferne rücken würde.
In sofern brauchen wir eine Gesetzgebung, die die Verbrauchenden schützt. Die DSGVO ist ein guter Anfang. Jetzt braucht es nur noch die Klagenden, die das Gesetz anwenden, um Google in seine Schranken zu weisen.