Eine Mehrheit der Auszubildenden in Deutschland fühlt sich schlecht auf die digitale Arbeitswelt vorbereitet. Das zeigt der DGB-Ausbildungsreport 2019. In der Pflicht stehen die Ausbildungsbetriebe, Berufsschulen und die Politik.
DGB/Simone M. Neumann
Zwar geben rund 80 Prozent der Befragten an, dass Digitalisierung und Automatisierung in ihrer Ausbildung wichtig oder sehr wichtig sind. Doch nur 54 Prozent der Jugendlichen sehen sich während ihrer Ausbildung gezielt darauf vorbereitet, digitale Technologien auch zu nutzen. Mit der Dauer der Ausbildung sinken diese Werte sogar noch. Während im ersten Lehrjahr noch mehr als drei Viertel (75,3 Prozent) der Auszubildenden optimistisch sind, was ihre die Vorbereitung auf die digitale Arbeitswelt angeht, sind es kurz vor der Abschlussprüfung nur noch 60 Prozent (60,4%).
Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack sagte: „Diese Zahlen machen uns Sorge. Berufsschulen und Betriebe müssen gleichermaßen besser werden. Die Mittel aus dem Digital-Pakt von Bund und Ländern müssen auch an den beruflichen Schulen ankommen. Überdies gilt es, das betriebliche Ausbildungspersonal besser zu qualifizieren. Die Ausbildereignungsverordnung (AEVO) sollte dafür dringend modernisiert werden.“
Besonders frappierend: Während im ersten Lehrjahr noch mehr als drei Viertel der Auszubildenden optimistisch sind, was ihre die Vorbereitung auf die digitale Arbeitswelt angeht, sind es im 4. Lehrjahr nur noch 60 Prozent. Die DGB-Bundesjugendsekretärin Manuela Conte kritisiert: „Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen der generellen Bedeutung, die der Digitalisierung beigemessen wird, und den Anstrengungen, die Jugendlichen gezielt in diesem Bereich zu qualifizieren“.
Der Ausbildungsreport zeigt, dass die Azubis fit sein wollen für die technischen Veränderungen, die sie im Berufsleben erwarten. Die DGB-Jugend fordert, dass sie dafür geschult werden. Die notwendige Medienkompetenz müsse in Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben vermittelt und die Lernorte dementsprechend mit digitalen Medien und mehr Fachpersonal ausgerüstet werden. Das dafür notwendige Geld solle aus dem „Digitalpakt Schule“ der Bundesregierung kommen. Überdies fordert die DGB-Jugend, die Ausbildungsinhalte schnell an die neuen digitalen Gegebenheiten anzupassen – unter Mitarbeit der Gewerkschaften.
„Unser Report zeigt, dass die Berufsausbildung modernisiert werden muss. Der vorliegende Gesetzentwurf zur Reform Berufsbildungsgesetzes reicht da bei weitem noch nicht“, sagt Conte. Zwar ist die schon lange vom DGB geforderte Mindestausbildungsvergütung darin vorgesehen, andere Punkte fehlen jedoch: Die DGB-Jugend fordert, die Rückkehrpflicht in den Betrieb nach der Berufsschule abzuschaffen, die Azubis zu Prüfungsvorbereitung freizustellen und die Ausbildung kostenfrei zu gestalten – auch was die Ausstattung mit Laptops, Tablets und anderen mobilen Geräten angeht. Außerdem sollte das Gesetz auch für das Duale Studium gelten, das immer mehr Jugendliche absolvieren. Für zweijährige Berufsausbildungen sollte ein verbindlicher Wechsel in eine dreijähre Ausbildung geregelt sein.