Deutscher Gewerkschaftsbund

Überblick Landwirtschaft

Struktur der Branche

Die Saisonbeschäftigten aus Ost- und Südosteuropa sind seit Jahren ein fester Bestandteil der Landwirtschaft in Deutschland. In der Saison 2019/2020 waren 274.700 Menschen in der Saisonarbeit tätig und stellten damit fast ein Drittel aller in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen in Deutschland (Statistisches Bundesamt 2021). Sie werden überwiegend während der Erntesaison im Bereich der Sonderkulturen (unter anderem Spargel, Erdbeeren, Weintrauben, Baumobst) eingestellt, die von März bis Oktober reicht.

Der größte Teil der Saisonarbeiter*innen kommt aus Rumänien, aber auch Polen, Bulgarien und die Ukraine sind wichtige Herkunftsländer. Ein erheblicher Teil der Saisonbeschäftigten aus dem EU-Raum arbeitet unter dem Modell der kurzfristigen Beschäftigung.

Saisonbeschäftigte werden bei den Agrarbetrieben in Deutschland direkt angestellt. Die Vermittlung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: In den meisten Fällen werden sie über informelle Vermittlerfirmen aus den Herkunftsländern rekrutiert. Große Betriebe rekrutieren Beschäftigte auch direkt in den Herkunftsländern oder bewerben die Saisonarbeit über eigene Social-Media-Kanäle. Ein kleiner Teil der Beschäftigten wird auch über externe Online-Plattformen angeworben.

Hauptprobleme

Abzüge von Löhnen:

Die häufigsten Beschwerdefälle in der Beratung ist der Abzug von Löhnen. Zwar muss der gesetzliche Mindestlohn gezahlt werden, er darf aber auf Basis von Akkordlöhnen ausgezahlt werden. Fehlende Arbeitsverträge, pauschale Lohnabrechnungen und das Auszahlen der Löhne erst unmittelbar vor der Abreise sorgt für Intransparenz bei den Beschäftigten und führt vielfach zu Lohnbetrug. In manchen Fällen werden geleistete Überstunden nicht ausbezahlt, in anderen Fällen werden illegale Abzüge von den Löhnen vorgenommen. Eine legale Form des Abzugs von Löhnen sind Wuchermieten über einen separaten Mietvertrag.  

Problematische Unterkünfte:

In manchen Fällen werden Saisonarbeitskräfte von der Betriebsleitung in menschenunwürdigen Unterkünften untergebracht. Ehemalige Militärbaracken, Container, umgebaute Ställe und andere Gebäude in sehr schlechtem baulichem Zustand dienen als Unterkunft. Auch die Ausstattung der Räume (einfache Metallhochbetten, Schaumstoffmatratzen ohne Bezug oder Schimmelbefall an Decke und Wänden) ist vielfach ein Problem, ebenso wie die fehlende Anzahl und Qualität von Toiletten, Duschen und Kochstellen.

Fehlender Arbeitsschutz:

Generell ist die Landwirtschaft der Bereich mit den meisten Arbeitsunfällen in Deutschland. Eine besondere Herausforderung für die Saisonarbeiter*innen ist die stundenlange Arbeit in praller Sonne bei oftmals fehlendem UV-Schutz auf den Feldern.

Fehlende Sozialversicherung:

Saisonarbeiter*innen sind über die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft unfallversichert. Der Krankenversicherungsschutz von kurzfristig Beschäftigten jedoch beschränkt sich zumeist auf eine private Gruppenversicherung, die der Arbeitgeber abschließt. In der Praxis bedeutet dies, dass die Behandlung chronischer Krankheiten nicht abgedeckt ist und die Beschäftigten bei dem Zugang zu medizinischer Versorgung vom Arbeitgeber abhängen. Zudem entstehen für kurzfristig Beschäftigte, die teils Jahrzehnte lang regelmäßig Jahr in Deutschland arbeiten, massive Lücken im Rentenversicherungsverlauf.

 

Aktivitäten

Wir beraten bundesweit Saisonbeschäftigte aus der Landwirtschaft. Faire Mobilität ist zudem Teil der Initiative Faire Landarbeit. Im Bündnis mit der IG BAU, den Beratungsstellen von EVW und Arbeit und Leben sowie weiteren Organisationen werden bundesweit Feldaktionen durchgeführt, um einen Erstkontakt zu Saisonbeschäftigten herzustellen und sie über ihre Arbeitsrechte zu informieren. Als Bündnis haben wir im Jahr 2022 bei 48 Feldaktionen 4300 Saisonbeschäftigte direkt erreicht.

Bericht Saisonarbeit in der Landwirtschaft


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Kontakt

Benjamin Luig

Branchenkoordination Landwirtschaft bei Faire Mobilität
Koordination Initiative Faire Landarbeit
Europäischer Verein für Wanderarbeiterfragen (EVW)

 

Mobil + 49 151 67342680
E-Mail benjamin.luig@emwu.org