Deutscher Gewerkschaftsbund

Überblick Fleischindustrie

Struktur der Branche

Die Fleischerzeugung in Deutschland, die früher durch kommunale Schlachthöfe und kleinere Metzgereien geprägt war, wurde in den letzten Jahrzehnten industrialisiert, die Produktion rationalisiert und modernisiert. Es entstand eine fleischverarbeitende Industrie, die Fleisch für den Weltmarkt in sehr eng abgestimmten Prozessen produziert. In diese Großschlachthöfen wird der größte Teil der Produktionsarbeit von Beschäftigten aus Mittel- und Osteuropa verrichtet. Charakteristisch für die Fleischbranche war bis Ende 2020, dass die produzierenden Großunternehmen nicht die „offiziellen“ Arbeitgeber waren, sondern „externe Dienstleister“ wie Leiharbeits- oder Werkvertragsunternehmen. Für grundlegende Veränderung sorgt das 1. Januar 2021 in Kraft getretene Arbeitsschutzkontrollgesetz. Dieses Gesetz verbietet Subunternehmen in der Fleischindustrie.

Besonderheiten der Branche

Die Arbeitsbedingungen der mittel- und osteuropäischen Beschäftigten in der deutschen Fleischindustrie waren bei den Subunternehmen oft verheerend. Das Arbeitsschutzkontrollgesetz hat einen strukturellen Wandel in der Branche ausgelöst. Die rechtliche Situation der Beschäftigten hat sich verbessert. Die Menschen wurden von den Konzernen übernommen, viele konnten die Möglichkeit nutzen, um für sich höhere Löhne und attraktivere Bedingungen zu verhandeln. Ab Herbst 2021 gilt in der Branche zudem ein tariflicher Mindestlohn von 10,80 €. Gleichzeitig wirken die alten Strukturen noch in der innerbetrieblichen Kommunikation nach und Beschäftige beklagen nach wie vor eine problematische Führungskultur. Auch die hohe Mitarbeiterfluktuation scheint in vielen Betrieben noch Thema zu sein. Die Unterkunftssituation ist ebenfalls in vielen Punkten noch nicht geklärt.

Aktivitäten von Faire Mobilität

Die Fleischindustrie ist seit 2011 einer der Branchenschwerpunkte in der Beratungs- und Unterstützungsarbeit von Faire Mobilität. In den Schwerpunktregionen führen wir jeweils eine wöchentliche Vor-Ort-Sprechstunde durch, da die Beschäftigten häufig abgeschottet wohnen und nicht mobil sind. Aufsuchende Beratungsformate in den Unterkünften, vor den Werkstoren oder in den Pausenräumen der Betriebe haben sich in den letzten Jahren ebenso etabliert wie Informations- und Beratungsveranstaltungen, die regelmäßig als Vor-Ort-Termine und auch über soziale Medien stattfinden. Zusätzlich führt Faire Mobilität zwischen September 2020 und Dezember 2021 das Campaigningprojekt „Faire Arbeit in der Fleischindustrie“ durch, um die Umsetzung des Arbeitsschutzkontrollgesetzes zu begleiten, die Beschäftigten über ihre Rechte im Zusammenhang mit der Umstellung zu informieren und der Desinformationskampagne einiger ehemaliger Subunternehmen entgegenzutreten. Auf diesem Wege konnten die Faire Mobilität Berater*innen gemeinsam mit den sprachkundigen Campaigner*innen mehr als 20.000 Arbeiter*innen in der Fleischindustrie erreichen.