Deutscher Gewerkschaftsbund

Juni 2013

Faire Mobilität stoppt Lohnbetrug von polnischen Bauarbeitern in Salzgitter

Renovierungsarbeiten

Rainer Sturm/pixelio.de

In Salzgitter um ihren Lohn geprellte Bauarbeiter aus Polen erstreiten mit Hilfe von "Faire Mobilität" Hamburg und einer Anwältin vor dem Arbeitsgericht die Zahlung ihres Geldes. Gegen die Drahtzieher ermitteln Zoll und Staatsanwaltschaft.

25 polnische Bauarbeiter ohne Lohn hausend in den Wohnungen, die sie renovierten: Als die Berater der Beratungsstelle Arbeitnehmerfreizügigkeit sowie des Projekts "Faire Mobilität" bei Arbeit und Leben Hamburg kurz vor Weihnachten mit Kollegen der IG BAU nach Salzgitter fuhren, um die erschreckenden Angaben zu überprüfen, trafen sie nur noch sechs Polen an. Die übrigen betrogenen Bauarbeiter hatten zuvor das Geld für die Rückfahrt zusammengebracht, um rechtzeitig zum Weihnachtsfest zu Hause zu sein. Die Rückkehr hatten sie sich allerdings anders vorgestellt. Versprochen war ein Nettolohn von über 2000 Euro pro Monat für "legale" Arbeit mit Arbeitsvertrag. Angeworben über das Internet bzw. Mund-zu-Mund-Propaganda und eingestellt von zwei Geschäftsleuten in Salzgitter, renovierten sie Wohnungen für eine große Immobiliengesellschaft. Doch die Bezahlung blieb genauso aus wie der versprochene Arbeitsvertrag. Abgespeist mit geringen Anzahlungen und dem ständigen Versprechen, Lohn gebe es, wenn der Generalunternehmer zahle, harrten die Bauarbeiter bis zu vier Monate aus. Sie schliefen auf Matratzen vom Sperrmüll in den leerstehenden Wohnungen, in denen sie arbeiteten.

Der Notfonds der "Eberhard-Schultz-Stiftung für soziale Menschenrechte" ermöglichte den sechs Bauarbeitern rechtzeitig vor Weihnachten die Heimkehr. Für alle 25 Geschädigten reichte eine Hamburger Rechtsanwältin in Zusammenarbeit mit "Faire Mobilität" Klage ein vor dem Arbeitsgericht Braunschweig. Anfang Juni einigten sich die Parteien auf einen Vergleich: Generalunternehmer und Arbeitgeber zahlen den Bauarbeitern insgesamt 25.000 €, im Einzelfall aufgrund der unterschiedlichen Arbeitszeiträume zwischen 150 € und knapp 3000 €. Faire Mobilität-Berater Jochen Empen über den Fall: „Dies ist auch aufgrund der großen Anzahl an Betroffenen eine besonders krasse Form der Arbeitsausbeutung, vom Ablauf her leider jedoch alles andere als ein Einzelfall“. Inzwischen hat der Generalunternehmer seinen Anteil von 15.000 € ausgezahlt, die 10.000 € des Arbeitgebers stehen allerdings noch aus.

 


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